Seit Jahren lassen wir uns herumscheuchen.
Eine vielversprechende, frohe Botschaft nach der anderen wabert durch den Äther. Sie alle verheißen Linderung von den Qualen, die uns eine immer teurer und im Ergebnis immer erbärmlicher werdende IT bereitet. Im Moment ist die KI das scharfe Schwert, mit dem an der Hand wir nun endlich, endlich die Probleme lösen, die uns nun schon seit Jahren auf dem Magen liegen.
Kurz zuvor haben wir unsere krude IT in die Cloud verlagert, da in der Cloud unendliche Performance und ewiger Frieden herrschen und nur so alles gut werden kann.
ITIL gab es zuvor, um diesem Chaos eine Form zu geben, Blöckchen an Blöckchen – hübsch anzuschauen.
Hatte ich schon “Big Data” erwähnt? Die Grand Dame die sich uns als das Orakel präsentiert: oben kippen wir ganz viel Zeugs rein, dann wird magisch darin herumgerührt und unten heraus tröpfeln die Entscheidungen. Eine weiser als die andere.
Aber können wir die Kirche nicht mal im Dorf lassen?
Worüber sprechen wir denn?
Zuallererst reden wir von der unternehmenseigenen Software, die, als sie vor Jahren an den Start ging,
eifrig vor sich hin werkelte. Im Vergleich zu dem, womit wir es heute zu tun haben, könnte man sagen, sie flutschte nur so.
Dahinter stand eine kleine Truppe von fachlichen Mitarbeitern und beseelten IT-Kollegen. Die kannten die Firma, wussten, wo der Hase lang lief, kannten sich gut. Sie saßen oft beieinander und besprachen die tollen Dinge, die sie ihrem Tool, ihrer Software, ihrem Baby als nächstes beibringen würden.
Aber das war ja chaotisch! Kaum planbar. Manchmal stand der ganze Laden still, weil der Entwickler “on the fly” nur mal eben so …
Das musste anders werden.
Kurzum: alle in die ITIL Schule gesetzt, ein paar Prozesse an die Wand geworfen und einen Provider gesucht, der das ganze – jetzt endlich – professionell aufziehen würde. Schluss mit dem Gefrickel! Ein Preisschild dran, dessen Summe einem allerdings kurz den Atem stocken ließ und schon war sie aus der Taufe gehoben,
die kontrollierte IT Landschaft auf dem planbaren Weg zum garantierten Erfolg.
Was zuerst nach Kinderkrankheiten aussah, die ganz normal im Zuge solcher Veränderungen auftauchten und bald auch wieder verschwanden, erwuchs sich zu ernstzunehmenden Dauerbrennern.
Die ersten firmeninternen Zugpferde hatten ihre gefühlte Entmachtung in eine Kündigung umgesetzt und waren längst woanders.
Der Provider providete dann doch nicht so, wie angenommen. Zeit und Nerven gingen damit drauf, Selbstverständliches einzufordern. Erhebliche Bearbeitungszeiten selbst für triviale Themen wurden die Regel.
Eine ungezügelte Bürokratie hielt Einzug. Jeder subalterne Mitarbeiter, der auch nur ein Fünkchen auf sich hielt, setzte all seinen Elan daran, seine Position durch die Erschaffung eines neuen Genehmigungsprozesses für irgendwas und für alle Ewigkeit zu zementieren.
Ehe man einen Änderungswunsch verpackt in ellenlangen Change Requests, an die IT Abteilung herantrug, ließ man es lieber ganz bleiben und wich auf eine per E-Mail verschickte Excel-Datei mit allen notwendigen Daten aus. Die tat es auch.
Und nun?
Computer sind eigentlich doch immer noch richtige coole Werkzeuge.
Schauen wir mal den Digital Natives von heute über die Schulter. Die haben es drauf.
Kennen Sie Digital Natives? Junge Männer (verzeihen Sie die bewusst nicht genderneutrale Ausdrucksweise, aber leider sind Frauen in diesem Sektor außerhalb von Netflix Serien die ganz, ganz große Ausnahme),
die einfach so mit den Computern in ihrer Umgebung leben.
Nach dem Motto “Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist…”. Das läppische Gewerkel, dass wir ihnen abverlangen, machen sie mit links.
Während wir noch nach dem geeigneten Gremium fahnden, innerhalb dessen wir das anstehende Problem diskutieren, die Bedarfe kategorisieren und eine adäquate Lösung konzipieren und budgetieren können, haben sie es bereits “wegprogrammiert“.