Ein nicht veröffentlichter Bericht von der Eröffnung des Flughafens BER (2020)

Um es gleich vorwegzunehmen: sich nach geschlagenen 12 Jahren genau den Beginn des
Extrem-Reisebeschränkings als Eröffnungstermin zu wählen, bedarf schon eines gerüttelt Maß an – ach, ich merke gerade, da fehlen selbst mir die Worte.
Eigentlich hatte ich geplant, mich gehörig über die Comedy-Veranstaltung des Jahres 2020, die Eröffnung des BER, in schriftlicher Form zu amüsieren. Dagegen ist selbst der Mario-Barth-Stadionauftritt eine müde Lachnummer. Mir schwebte, in vorauseilendem Gehorsam, vor, bereits im voraus live von der Eröffnungsveranstaltung zu berichten.

Berichtet hätte ich, wie Wowereit und Plazek “Stößchen” rufend sich zuprosten, Wowereit natürlich den Sekt aus den Pömps schlürfend (eine Glanznummer von Kurt Krömer, auch schon paar Jahre her). Sie würden sich zuzwinkern und ich hätte diesen Dialog belauscht zu haben, vorgegeben:
“Du?”
“Nee, gar nix! Und Du?”,
“Bei mir auch nichts. Alles weg”
Und damit hätten sie ja dann schonmal ihre Verantwortung in der causa BER geklärt.
Das wäre nur stellvertretend für alle die anderen Nasen der Vergangenheit gewesen, die sich für ihre ersten Spatenstiche, Bändchenschnippeleien und ihr Gerede von Visionen für eine Stadt der Zukunft feiern ließen.
Ach, wären sie doch damit lieber gleich zum Arzt gegangen.
Für die Verkehrsminister Scheuer, Dobrindt, Ramsauer hätte ich mir noch extra was einfallen lassen, zum Beispiel die Frage, wie eigentlich genau die Stellenausschreibung aussah, auf die sie sich beworben haben und ob man die nicht mal, perspektivisch gesehen, ändern sollte.
Ganz gewiss hätte ich bei der Feier auch Regine Günther gesehen, die Berliner Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, also kurz, die mit dem gelben Farbeimerchen. Ihr wäre ich aber nicht auf der Feier begegnet, sondern ich hätte sie in den Büschen kauernd gesehen. Da hinein hätte sie sich nämlich nach meinem Bericht geschlagen. Das ist ein Reflex bei ihr. Das macht sie immer, wenn irgend jemand “BER” sagt.
Diesmal war sie dort aber nicht allein. Nein, der Müller von Berlin hockte bereits dort. Die tragische Schattengestalt, bei deren Auftauchen alle gleich rufen: “Was, ist schon wieder Wahlkampf?”
Mehdorn wäre sicher zu spät gekommen, weil er mit dem Zug anreiste – eine eher lahme Pointe.
Ursprünglich hätten auch alle Arbeiter eingeladen werden sollen, die dort tatsächlich gearbeitet haben. Das ginge aber nicht, da coronabedingt die Einreise aus Polen nicht möglich war und andere Arbeiter sich nicht feststellen ließen.
Na ja, und so hätte sich die Berichterstattung hingezogen, bis die 5000 Reisenden
(mal kurz überschlagen: 5 Mrd € / 5000 Reisende = 1 Mio €, nur so zur Orientierung)
sich buchstäblich vom Acker gemacht hätten.
Und weil wir gerade von Zahlen reden: bereits aus einer Milliarde Euro kann man volle eintausend Millionäre bauen. Toll.
Aber nein, ich bin mir sicher, dass wir in dieser Sache noch Pointen erleben werden, die mein humoristisches Vorstellungsvermögen übersteigen. Deshalb lasse ich diesen Bericht mal aus.