Die Glocken läuten – horch nur, bald ist’s wieder Corona-Zeit.
Dieses vorweg genommen: ich bin hier klar auf der Gewinnerseite. Als IT-Fuzzi sitze ich seit etwa sechs Monaten zu Hause am Schreibtisch und war geschätzt dreiundzwanzig mal draußen. Wenn ich so rausgucke: ich glaub’, dieses Jahr wird’s auch nicht mehr.
Ich habe da so eine Strategie entwickelt. Ich kann so etwas, denn ich bin Scheidungs- und außerdem Sandwich-Kind einer Drei-Geschwister-Konstellation, also der geborene Opportunist.
Meine Strategie geht so:
Ich tue so, als wäre das Leben JETZT das Normale und das davor, also 2019 und ein bisschen vorher, wäre eine fürchterlich überhitzte Gemengelage gewesen.
Erinnerst Du Dich noch an das elendige Gedrängel und Geschubse auf dem Spandauer und den anderen Weihnachtsmärkten? Das bleibt uns nun erspart.
Weißt Du noch, wie wir uns durch die Shopping Mall drängelten, vorbei an all diesem Gesocks. Und das mindestens viermal die Woche. Was wollten die alle da?
Dauernd diese Geldnot, gefolgt von der Platznot die entstand, wenn Amazon das nutzlose Zeug lieferte, an dessen Bestellung Du Dich überhaupt nicht mehr erinnern konntest. Heute kauf ich fast nix’ mehr. Bier halt. Und Schnitzel. Dabei ist mir der doofe Fratzenschlüpper schon lästig genug. Jetzt rufe ich, bevor das Gehalt eingeht, bei der Bank an und frage, ob da noch genug Platz auf meinem Konto ist, weil ja zum Monatsende schon wieder Neues kommt.
Und die Mode erst! Im vorigen Jahr noch diese viel zu enge Jeans, von der ich heimlich im Restaurant, bevor das Essen kam, den obersten Knopf aufmachte. Heute? Moment, lass mich schauen. Ja, ich habe eine Hose an. Die Schlabberhose. Saubequem.
Ich kenne alle Netflix-Serien. Na gut, außer Greys-Anatomy vielleicht, da musst Du meine Frau fragen. Voriges Jahr habe ich mich auch mit Serien zugedängelt. Aber da bin ich meist bei eingeschlafen. Heute ist die neue Folge von Was-Weiß-Ich der Höhepunkt des Tages. Nur, dass die Serien bei mir ein bisschen zusammenmatschen. Neulich fragte ich meine Frau, wieso heute keiner rumrennt und fremde Leute umnietet. Sie antwortete irgendwas mit Physik., “Big Bang” glaube ich.
Klar, bedauerlich ist natürlich, dass so ein armer Schischa-Bar-Betreiber nun nach den von ihm im vergangenen Jahr bei der Steuer angegebenen Einkünften entschädigt werden soll und nicht nach dem von ihm gefühlten Verdienst (im Sinne von “das habe ich verdient”).
Und falls Du jetzt noch denkst :”Das Foto passt ja gar nicht zu Corona.” Entgegne ich dem keck: “Aber welches tut das schon?”