Mittach in Kreuzberg (2019)

Heute Mittag im Windburger (Prima hausgemachte Burger in Kreuzberg):
Alle Tische besetzt, als ich mit zwei Kollegen dort eintreffe. Nur an einem Sechsertisch sitzt ein Mann, der gefühlt doppelt so groß und stark ist wie ich. Sieht seeehr türkisch aus. Sitzt da allein und tippelt auf dem Handy rum. Mir schon klar, warum der da alleine sitzt. So einer von denen halt… Trotzdem, ich will ja nicht im Stehen essen.
„Hallo, darf ich mich mit meinen Leuten dazu setzen?“ Gleich wird er mich wohl an die Wand nageln oder so. Er antwortet mit einem offenen, freundlichen Lächeln in akzentfreiestem deutsch: „Aber gern. Mein Sohn holt sich nur noch einen Nachtisch, dann ist der ganze Tisch frei“.
War noch ein wunderschönes Mittagsgespräch, meist auf englisch, weil ein Kollege Besucher aus Kanada ist. Der Sohn vom Riesenmann hat Bauklötze gestaunt, als ich ihm den 100 Milliarden Simbabwe-Dollar Schein gezeigt habe, den ich immer im Portemonnaie hab und ich hab‘ gestaunt, als ich die neuen Vollplastik Kanada-Dollar Noten gesehen habe.
Berlin kann so ein toller Ort sein. Multikulti ist nicht tot, es ist nur so verdammt schwer zu erkennen unter all der phantasielosen Überregulierung und der visionslosen Bürokratie rund herum.
Morgen gehe ich wieder zum Inder essen. Wenn man am Fenster sitzt, kann man auf der anderen Straßenseite den Dealern bei ihrem Geschäft zuschauen.
Außerdem gibt´s freien Mango Lassi hinterher.