Ich – Muskelmann (2020)

Mein allerliebste Satireradiostation „Inforadio vom RBB“ hat mich gestern mit einem Beitrag zum Thema: „LGBT – lesbisch, schwul, bi und trans – was so alles blüht am Wegesrand“ so tief berührt, dass ich nicht umhin komme, Euch, meinen lieben Mitmenschen, den Zahn der einfachen Zuordnung an dieser Stelle zu ziehen.
Ja, ihr lieben Buben und Mädchen, es ist keine fünfzig Jahre her, dass Kerstin es nur fair fand, dass ich ihr beim Pullern im Gebüsch zusehen durfte, da sie ja auch Zeuge meiner Notdurftverrichtung gewesen war. Danach war für mich die Sache klar. Jungs so, Mädels so. Dabei hatte ich mit keiner Silbe an all die anderen Menschen gedacht.
Die Lesbier und Lesbierinnen zum Beispiel. Oder all die anderen Menschen auf Lesbos. Und all jene, die zwar biologisch vom allmächtigen Schöpfer klar eine Seite verordnet bekommen haben, aber in Wirklichkeit sich gar nicht so, sondern ganz anders fühlen. Diese Menschen verdienen selbstverständlich unseren Respekt und unsere Anerkennung, so wie alle anderen auch.

Nehmen wir zum Beispiel mich. Die Biologie hat mich mit einer Körperhöhe von knapp über einssiebzig, einem kaum nennens-, geschweige denn sehenswerten Haarwuchs und einem kugelrunden Bauch ausgestattet.
Aber das bin ich nicht! Ich fühle mich wie einsachtundneunzig mit Six-Pack vorne rum und die Haare zum wilden Schweif nach hinten geflochten.
Jawohl, und genau so möchte ich – bitte schön – auch behandelt werden. Ganz besonders, wenn ich versuche, mich an der Aldi-Kasse vorzudrängeln, aber auch wenn ich am Friseurschaufenster vorbeigehe, wo sich sonst niemand die Mühe macht, verschämt unter der Trockenhaube hervorzulugen, wenn ich vorbeikomme.
Also aufgepasst: der muskulöse Knappzweimetermann – das bin ich!