Veröffentlicht in Badische Zeitung 26.07.2023 “Kompakt, aber kultig: Der Fiat Panda hat viele Fans“
Minke van der Werft kann keine Autos reparieren. Trotzdem wollte sie unbedingt mit ihrem Oldtimer zu dem Treffen der Fiat Panda Freunde vom 28. bis zum 30. Juli kommen. Alles andere wäre ihr falsch erschienen. Ihr Mann aber, der sonst für die Reparaturen zuständig ist, fiel wegen einer Handverletzung aus. Also musste er sich als Berater neben den gehätschelten Kleinstwagen stellen und Anweisungen geben, während sie nun selbst Hand anlegte und die Zylinderkopfdichtung reparierte. Das Beraten konnte er gut, Männer sind großartige Berater.
So berichtete sie es Thomas Neu, Gründer der “Fiat Panda Freunde Deutschland” und Organisator des Fiat Panda Freunde Treffens in Müllheim-Vögisheim am Fischweiher.
Er selbst hat als Sechsjähriger so ein Fahrzeug, gern auch als motorisiertes Haushaltsgerät eingestuft, vor dem Haus der Nachbarin stehen sehen und da war für ihn geklärt, welches Auto für ihn als einziges in Frage kommt. Leider war dieser Typ aus der Baureihe 1980-1986, der “echte”, wie Thomas Neu versichert, längst vom Markt, als er Geld und Führerschein als Voraussetzung für den Autokauf vorweisen konnte. Es dauerte einige Jahre, bis es ihm gelang, irgendwo in Bayern seinen Fiat Panda zu erwerben. Ein überzeugendes Gefährt in minimalistischem Design. Zu den Highlights gehören: ein seitlich verschiebbarer Aschenbecher, so dass Fahrer und Beifahrer bequem abwechselnd rauchen können, Fensterscheiben die vorne flach und seitlich identisch und somit zwischen links und rechts austauschbar sind, Sitze aus stoffbespannten Stahlrohrrahmen, die dem Interior die Anmutung eines sorgenenthobenen Campingurlaubs verleihen. Sitze und Rückbank, konsequent dem Komfort der Vordersitze folgend, lassen sich umklappen um damit zwei Personen einen Schlafplatz zu bieten. Wie groß und breit die Personen maximal sein dürfen, dazu schweigt Thomas Neu lachend. Es gibt Gegenden, da werden die Menschen nicht so groß.
Das Schrauben am Motor hat er sich selbst angeeignet. Das ist gar nicht so schwer, das lernt man mit der Zeit. Er öffnet die Motorhaube. Überschaubar. Die ihm zur Seite stehenden Helfer, alles begeisterte Oldie-Enthusiasten, nickend verstehend.
“Fiat Panda, 82er Baujahr. Haben Sie eigentlich auch ein anderes, richtiges Auto?”. “Ich habe noch ein paar andere Oldtimer rumstehen. Aber so ein neues Auto brauche ich nicht. Hab’ ja den.” Er tätschelt das Dach der Minilimousine aus einem unterbewussten Reflex heraus.
Die Frage, ob auch ihm der Fiat Panda, so wie in Wikipedia zu lesen, als Ausdruck einer nonkonformistischen und konsumkritischen Lebenshaltung dient, erübrigt sich. Er ist umgeben von seinen Freunden, alle fallen fast um vor Lachen, als er sich für ein Foto das Panda-Kostüm überstreift und in das Auto quetscht.
Der Ablauf des Treffens wird noch einmal besprochen. Ankunft ist eigentlich Freitag. Da aber Teilnehmer aus Ländern wie Niederlande, Schweiz, Österreich und Italien ihr Kommen zugesagt haben, werden die ersten wohl schon am Donnerstag eintreffen. Mit Spannung erwartet wird ein Besucher aus der Schweiz. Er kommt mit dem Fiat Panda, mit dem der spätere Rallye Weltmeister Carlos Sainz 1982 den zweiten Platz der Talavera Rallye gewonnen hatte. Erstplatziert war ein Porsche 911.
Aufsehen erregen dürfte der für Sonnabend geplante Rundkurs mit Zwischenstopp beim Schloss Bürgeln und an der Burgruine Badenweiler.
Ab etwa 17:00 am Sonnabend gibt es dann das große Grillfest am Fischweiher in Müllheim-Vögisheim. Insbesondere hier sind Interessierte, Neugierige, Oldie-Fans und alle, die gern Zeit entspannt mit einer lustigen und etwas abgedrehten Truppe verbringen wollen, herzlich eingeladen, vorbeizukommen. Da das Beisammensein als “Bring-In” konzipiert ist, empfiehlt es sich, die eigene Bratwurst dabei zu haben. Ein Platz auf dem Grill findet sich immer.